Geschichte

Umgeben von Wiesen, Weiden, Äckern und Wald liegt Papitz in der flachen Landschaft des Glogau- Baruther Urstromtales, und der 37 Meter hohe Kirchturm, inmitten des Dorfes gelegen, ist weithin in der Landschaft sichtbar. 1996 konnten die Papitzer Einwohner ihr 650jähriges Jubiläum mit einer Festwoche begehen, denn die Kirche zu Papitz fand bereits 1346 in der Meißener Bistumsmatrikel Erwähnung. Uralt ist die große Kirchenglocke mit einem Durchmesser von 110 cm, stammt sie doch aus dem Jahre 1396. Auch das Alter der Orgel ist erwähnenswert. Erbaut wurde sie 1827/28 von Christoph Schröther aus Sonnewalde.

1350 schrieb sich das Angerdorf Papitz noch “Popewitz”. In diesen Jahr wurde der Pfarrer in den Bann getan. Der Bau des heutigen Kirchengebäudes erfolgte wahrscheinlich ab Mitte des 14. Jahrhunderts. Der rechteckige Backsteinbau mit seinem massiven Westturm ist im Stil der Spätgotik errichtet. Aus dem Jahre 1682 stammt die hölzerne Kanzel.

1658 übernahm Johannes Korn das Pfarramt, 1706 folgte ihm sein Sohn, diesem dann Enkel und Urenkel. Bis 1823 übten somit vier Generationen der Familie Korn diese Tätigkeit aus. Das Bild von Pfarrer Johannes Korn, ehemals in der Tür der Kanzel eingelassen, befindet sich als Leihgabe im Besitz der Familie Korn. Seit 1811 berichten Kirchenbücher und seit 1823 Pfarrakten zur Geschichte des Dorfes und ihrer Familien. Frühere Aufzeichnungen gingen 1823 durch einen Brand des Pfarrhauses verloren. Über Jahrhunderte hindurch wurde die Entwicklung von Papitz von verschiedenen Adelsfamilien geprägt. Von 1495 stammt ein Lehnbrief für Hans und Nickel von Zeben über “Papicz das clyne Ende”. 1597 erbaute Adam von Schlieben eine Windmühle. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts gelangte Papitz in den Besitz der Familie von Schlieben. Die Volkszählung von 1652 wies 18 Hüfner, zehn Gärtner und acht Büdner aus, wobei die Angabe zur Zahl der Ehefrauen fehlt. Einer der Büdner, aufgeführt unter Nummer 34, war “Georg Noatzke, im Lande geboren, ist Spielmann und Hausschlächter, sonst ein armer Mann“. Schon damals tauchten weitere Namen wie Glinsk, Nowotna, Groth und Graba auf, die sich bis in die Gegenwart erhielten. 1678 kaufte Siegfried von Löben das große (östliche) und kleine (westliche) Ende von Papitz nebst Rittersitz und Schäferei. Letzter adliger Besitzer des Gutes war von 1828 bis 1864 von Hake. Die Bewohner des Dorfes gehörten vorwiegend der wendischen Nationalität an. Um 1850 beherrschten noch 444 der 456 Einwohner die wendische Sprache. 1867 vernichtete ein verheerender Brand zehn Bauernwirtschaften. Dank der Solidarität der Bevölkerung des eigenen und der umliegenden Dörfer konnte der Wiederaufbau nunmehr massiver Gebäude in kurzer Zeit erfolgen. Die stattliche Eiche schmückt seit 1871 den Dorfanger. Zu den bedeutenden Persönlichkeiten dieser Zeit zählte David Kopf. Zunächst als Lehrer, dann als preußischer Schulinspektor tätig, machte er sich auch als Schriftsteller einen Namen. Für seine Verdienste wurde er mit dem roten Adlerorden geehrt. 1865 verstarb er in Berlin.

1864 kaufte der industrielle Kahle den Gutsbesitz, der 1910 schließlich an eine Siedlungsgesellschaft veräußert wurde. Von ihr erwarben Ortsansässige Land und erweiterten durch ihre Bautätigkeit die Ortslage in westöstlicher Richtung auf eine Länge von ca. 1250 Metern, während die Nordsüdausdehnung nur ca. 450 Meter beträgt. Das Vorwerk Rabenau war ab 1821 entstanden und erhielt seinen Namen vom damaligen Gutsbesitzer Hauptmann von Rabenau. Das Schloss diente in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg als Ausflugs- und Tanzgaststätte. Bis zu Mitte des vorigen Jahrhunderts war, abgesehen von wenigen Handwerksbetrieben auf Familienbasis, die Landwirtschaft die entscheidende Erwerbsquelle für die Einwohner. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Cottbus-Berlin 1866, erhielten die Papitzer erweiterte Möglichkeiten für den Absatz ihrer landwirtschaftlichen Produkte sowie für ihre berufliche Tätigkeit vor allem bei der Deutschen Reichsbahn und den Textilbetrieben der Stadt Cottbus, was zur allmählichen der Berufsstruktur führte. Die Einwohnerzahl änderte sich jedoch nur geringfügig, 1910 lebten in Papitz 770 Bürger. Das alte, heute noch existierende Schulgebäude neben der Kirche wurde 1877 erbaut. Der älteste namentlich bekannte Lehrer war 1810 Mathes Neumann. Bereits 1875 entstand, dem allgemeinen Zug der damaligen Zeit folgend, der Schützenverein. Er weihte am 3. Oktober 1920 das Kriegerdenkmal für die sieben Gefallenen des Ersten Weltkrieges ein. Schon vor 1900 pflegten sangesfreudige Männer den Chorgesang. 1905 gründete der Lehrer Heinrich Jordan den Männergesangsverein, den sein Nachfolger Martin Ruben zum gemischten Chor erweiterte. Sportbegeisterte Einwohner wie Albert Werchosch, Adolf Groß und Wilhelm Glinsk bildeten 1909 den Papitzer Sportverein. Turnen, Gymnastik und Ballspiele standen im Mittelpunkt der sportlichen Tätigkeit. 1913 zählte der Sportverein bereits 40 aktive Mitglieder.

Der Zweite Weltkrieg forderte unter der Zivilbevölkerung Opfer, und noch am 21. April 1945, dem Tag der Eroberung durch die Rote Armee, mussten deutsche und sowjetische Soldaten während der Kampfhandlungen ihr Leben lassen. Mehr als 30 Vätern und Söhnen des Dorfes kostete der Zweite Weltkrieg das Leben. In den folgenden Monaten fanden etwa 500 Flüchtlinge und Vertriebene Aufnahme. Von Juni 1945 bis September 1946 war das Schloss Lazarett der Roten Armee, danach Unterkunftsstätte für Vertriebene. Seit dem 1. Februar 1949 diente es alten Menschen als Heim. Durch einen Erweiterungsbau 1957 und einen Ausbau in den siebziger Jahren wurde die Platzkapazität auf 135 Betten erhöht. Nach umfassender Rekonstruktion erhielt die Einrichtung den Status eines Pflegeheimes und konnte 1997 60 pflegebedürftigen Menschen eine Heimstatt bieten.

Groß waren in der Nachkriegzeit Wohnungsnot und der Mangel an Nahrungsmitteln. Das dem Bauern Arthur Göttert enteignete Land wurde Neusiedlern übergeben. Weitaus wichtigster Wirtschaftszweig blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg die Landwirtschaft. 1958 entstand in Rabenau die LPG “Frohe Zukunft”, ihr Vorsitzender war Oskar Zerbe. Bis 1961 war der zwangsweise Zusammenschluss der Bauern in der Genossenschaft abgeschlossen. 1997 vertraten lediglich die Tischlerei Mathias Zachow und der Zimmereibetrieb Stephan Nowotna das produzierende Gewerbe. Während der Amtsperiode von Bürgermeister Georg Förster (1953 bis 1958) erfuhr das Dorfzentrum eine Neugestaltung. Der Anschluss an das zentrale Trinkwassernetz erfolgte 1978/79.

Mit überlieferten Sitten, Gebräuchen und Traditionen blieben die Papitzer eng verbunden. Entsprechende Höhepunkte und Jubiläen hatten Volksfestcharakter, der von den Vereinen getragen wurde und auch von der 1923 gegründeten Ffw, die 1994 30 Mitglieder zählte und von Walter Lewitzka geleitet wird. Die “Spinnstube” blieb bis 1953 Treffpunkt und Handarbeitsort junger Mädchen.

Alfons Petrick erwarb sich Verdienste bei der Wiederbelebung des Sports nach dem Zweiten Weltkrieg. 1963 entstand die Sektion Billard. Mit den Sektionen Freizeitfußball und Frauengymnastik waren 1997 65 Mitglieder im Sportverein Papitz 09 organisiert, als Vereinsvorsitzender wirkte Ulrich Schmoger. 1979 begründete Werner Göttert den “Reit- und Fahrverein Papitz”, dessen Turnierveranstaltungen bis zu 5000 Besucher in ihren Bann zogen. 1997 zählte der Verein, geleitet von Hagen Ridzkowski, 25 Mitglieder, verfügte über einen Bestand von 20 Pferden und führte drei Großveranstaltungen durch. Um die Erforschung der Geschichte von Papitz haben sich Pfarrer Vokmar Krause sowie Hildegard Drescher, Jutta Linke und Ingeborg Schiemenz Verdienste erworben.

Beitrag von Gerhard Zilz im Buch „700 Jahre Kolkwitz“, S.298, Geschichte einer Großgemeinde, 1. Auflage 1999 von Walter Bohg / Gerhard Zilz

Noch ein paar Worte zur Kirche:

Die Papitzer Kirche ist ein großer, fast städtisch wirkender Backsteinbau. Sie besteht aus einem wuchtigen, nur wenig eingezogenen Turm und dem Schiff mit geradem Ostabschluss. Beide Bauglieder ruhen auf einem vortretenden Feldsteinsockel mit Backsteinfase. Der Turm ist oberhalb der Traufhöhe des Schiffs durch 3 reich mit umlaufenden Blenden geschmückten Geschossen gegliedert, schließt mit einem Zinnenkranz und Spitzhelm. Ähnliches findet sich in der Region sowohl am Turm von Madlow als auch an dem von Werben.

Die Nordseite des Schiffs gleicht einem Palimpsest. Übereinander liegen hier die Spuren verschiedener Bauphasen, die Reste zugesetzter gotischer Öffnungen wie auch jene eines großen Anbaus, der sich mit breitem Bogen zum Kircheninneren öffnete. Dabei dürfte es sich wohl um einen barocken Logen- oder Gruftanbau gehandelt haben.

Sämtliche seitlichen Fenster wurden, wie auch das Portal im Westen, neuzeitlich verändert. Im Osten trifft man auf die übliche Dreifenstergruppe. Die Gewände der Öffnungen wurden mit Formsteinen profiliert, darüber erhebt sich ein Staffelgiebel mit Putzblenden. Wahrscheinliche mittelalterliche Zugänge auf der Südseite verbirgt dort ein großer verputzter Anbau. Bei diesem handelt es sich um Sakristei und Patronatsloge vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Eine Besonderheit ist das an der Südseite des Turms liegende Treppentürmchen mit seiner kleinen Stichbogenpforte. Hier finden sich, hauptsächlich auf der rechten Seite aber auch auf der unteren Schiffswand und im südlichen Bereich der Ostwand die häufig an Backteinkirchen bzw. Backsteinbauteilen zu beobachtenden Schälchen. Man nimmt an, dass die Gläubigen so durch Bohren Staub gewannen, dem sie eine heilende oder schützende Wirkung zuschrieben.

Ausgehend von einer Reihe von Merkmalen wie der Gestaltung des Blendgiebels im Osten und der Blendreihen am Turm gehört das Papitzer Gotteshaus wohl in die Mitte des 15. Jahrhunderts. Wie gerade an der Nordseite sichtbar, wurde der Bau später mehrmals umgestaltet. Seine deutlich erkennbare Verwandtschaft mit den Bauten in Madlow und im benachbarten Werben weisen aber noch auf etwas anderes hin. Bei erst im späten Mittelalter errichteten festen Kirchenbauten ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie Vorgänger in leichterer und damit auch einfacherer und vor allem kostengünstiger Bauweise hatten. Es scheint also den Dörfern in den ersten Generationen nach ihrer Gründung das ökonomische Potential für einen Feldstein- oder gar Backsteinbau gefehlt zu haben. Im späten Mittelalter ist dies dann nicht nur vorhanden, sondern es reicht sogar zu derart groß bemessenen Bauten.

nach: „Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg.“, 5.3. Stadt- und Landkreis Cottbus, 1938, Georg Dehio und Gerhard Vinken; „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“, Brandenburg, 2000, Reinhard E. Fischer